Lions Augsburg versüßen den Insassen der Justizvollzugsanstalt Gablingen das Weihnachtsfest

Lions Club Augsburg | 24. Dezember 2020 | Lions Club Augsburg
Lions Augsburg
Beim Packen |

Auch in diesem besonderen „Corona-Jahr“ überreicht der Lions Club Augsburg Insassen ohne Freunde oder Familienangehörigen der Justizvollzugsanstalt Gablingen kleine Geschenke.

In corona-konformer begrenzter Personananzahl (wir waren zu viert) wurden am 19. Dezember die 120 Päckchen gepackt.

Unser Lions Freund Wolfgang Puff hat wie jedes Jahr die Päckcheninhalte besorgt, welche dann mit toller Unterstützung durch Ute Bernhard gepackt wurden.

Am Montag den 21. Dezember hat dann unser Lions Freund Hans-Peter Bernhard den Job des Weihnachtsmanns übernommen und die Geschenke in Gablingen abgeliefert. Damit können sich auch alleingelassene Insassen der JVA über eine Kleinigkeit freuen und fühlen sich dann hoffentlich nicht ganz vergessen.

Danke an alle Helferinnen und Helfer!​​​​​​​

 

 

Corona stellt den Gefängnis-Alltag auf den Kopf

Beschränkungen In Justizvollzugsanstalten wie der in Gablingen gelten strenge Regeln, um Infektionen zu vermeiden. So schwer fällt der Spagat zwischen Gesundheitsschutz und menschenwürdigen Bedingungen
Von Philipp Kinne

​​​​​​Gablingen Es ist wohl der sicherste Ort im ganzen Landkreis Augsburg. Und doch sind auch die Gefangenen in der Justizvollzugsanstalt in Gablingen nicht vor Corona gefeit. Bislang ist das Virus dort nur vereinzelt nachgewiesen worden. Um sich vor einem Ausbruch des Virus in der Anstalt zu schützen, sind die Einschränkungen groß. Denn der könnte fatale Folgen haben.

Gefangene, die in diesen Tagen ihre Haft antreten, starten in Isolation, sagt Gefängnischefin Zoraida Maldonado de Landauer. Das bedeutet: Einzelhaft für zwei Wochen. Nach dieser Zeit können die Gefangenen in eine Zelle mit einem Mitinsassen umziehen. Im Gefängnis gelten die Gefangenen in einer Zelle als Hausgemeinschaft, sagt Maldonado de Landauer. Wer die Zelle verlässt, muss Maske tragen. Eine von vielen Maßnahmen, die das Leben in der JVA seit Corona verändert hat.

Im Besucherraum finden sich Plexiglasscheiben, die zwischen den Gefangenen und ihre Gästen stehen. „Wir müssen versuchen, Corona aus unserem geschlossenen System zu halten“, sagt Maldonado de Landauer. Denn: „Alles, was hier reinkommt, kommt von draußen.“ Zu Beginn der Pandemie habe es deshalb ein komplettes Besuchsverbot gegeben. Mittlerweile darf je ein Erwachsener und ein Kind einen Häftling besuchen. Das größere Risiko, das Virus in die geschlossene Anstalt zu bringen, sind aber die Mitarbeiter der JVA. Deshalb werden sie immer wieder auf Corona getestet, sagt die Gefängnischefin. Alle Mitarbeiter tragen Maske, es wird Abstand gehalten und Konferenzen finden so weit es geht telefonisch statt.

Eine Folge dieser Maßnahmen: Der Platz wird knapp. Momentan leben in der Einrichtung rund 500 Gefangene. „Das ist schon das obere Limit zur Zeit“, sagt Maldonado de Landauer. Dabei wäre eigentlich Platz für über 600 Gefangene. Das Problem: Wegen den Hygieneregeln müssen viele Gefangene in Isolation. Sie brauchen eine eigene Zelle. Auch deshalb haben Justizbehörden Strafen aufgeschoben, um auch im Gefängnis mehr soziale Distanz zu schaffen. Mittlerweile würden es aber wieder mehr Gefangene, sagt die Gefängnischefin. Darunter auch solche, die eine Ersatzfreiheitsstrafe absitzen müssen. Eine Strafe, die vollzogen wird, wenn eine verhängte Geldstrafe nicht geleistet wird. „Das leuchtet mir nicht ein“, meint die Gefängnischefin. Denn es wird eng in der JVA.

Für den Staat ist es ein Spannungsfeld. Er ist verpflichtet, für die Strafgefangenen und Untersuchungshäftlinge in der JVA Gablingen für menschenwürdige Haftbedingungen zu sorgen. Gleichzeitig muss er sie vor einer Corona-Infektion schützen. Zum Teil mit Maßnahmen, die ihr Leben zusätzlich stark einschränken. Weg fällt zur Zeit so gut wie alles, das den Gefangenen ihren Alltag im Gefängnis erträglicher machen soll. Gruppensport zum Beispiel, gemeinsames Musizieren oder andere Aktivitäten in der Gemeinschaft.

„Das ist für viele Gefangenen eine zusätzliche Belastung“, sagt Gefängnispfarrer Peter Trapp. Er kennt die Sorgen und Nöte der Gefangenen. Besonders begehrt sei zu dieser Zeit ein eigener Fernseher, sagt er. Den gibt es seit den Corona-Maßnahmen im Gefängnis kostenlos. Wichtig für seine Arbeit seien vor allem die Gespräche mit den Gefangenen. Die finden zwar nach wie vor statt, allerdings mit Abstand und Maske. „Da geht viel verloren“, meint der Pfarrer. Trapp sagt aber auch: „Die meisten können mit der Situation gut umgehen.“ Man dürfe nicht vergessen: „Lockdown, das ist im Gefängnis Alltag“, sagt Trapp.

Wie sehr sich dieser von dem draußen unterscheidet, wird den Gefangenen besonders an Weihnachten vor Augen geführt. Für Insassen, die weder besuchende Angehörige noch finanzielle Unterstützung haben, gibt es traditionell Geschenke vom Lions Club. Überreicht werden die Päckchen mit Tabak und Schokolade normalerweise bei einem Treffen. Doch das fällt dieses Jahr flach. Geschenke gibt es trotzdem – allerdings mit Abstand auf die Zelle geliefert. Und noch eine besondere Aktion gibt es zu Weihnachten: „Gefangene können ihren Kindern Geschichten vorlesen“, erzählt Pfarrer Peter Trapp. Die werden dann auf CD gebrannt und zur Familie geschickt.

Ganz anders als üblich fallen heuer die Gottesdienste zu Weihnachten aus. 32 Mal finden die – wegen Corona in kleiner Runde – während der Adventszeit statt. Die dürften gut besucht sein, denn wie auch außerhalb des Gefängnisses sind die Gottesdienste eine der wenigen Veranstaltungen, die noch stattfinden.
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Die Corona-Pandemie sorgt auch in der JVA in Gablingen für verschärfte Maßnahmen. Weil viele Gefangene in Isolation müssen, wird der Platz knapp.